Ich bitte um Verzeihung. Für jede einzelne Frage, für jede noch so raffiniert erbettelte Antwort. Mir ist heute klar, warum alle Professor*innen, Ärzt*innen, Pfleger*innen und Google*innen uns so bewusst im Unklaren ließen. Es muss anstrengend gewesen sein. Sie machten symbolische Fächer auf, sprachen von Varianten, sagten manchmal sichtlich betroffen irgendwie alles und nichts. Und so l(i)ebten wir in jeden Amande-Tag hinein. Rilke sollte Recht behalten:
„Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken, eines fremden Tages
in die Antworten hinein„
Nach einem Jahr ist klar: Niemand hätte uns was sagen können. Es gibt keine Zahlen, keine Raten, keine Vorhersagen für ein Leben – egal ob schwerkrank oder leichtgesund.
Gebrochen und Gesegnet
Kein Jahr hat mich je so tief berührt. Nichts hat mich meinem Herzen, meiner Familie, anderen Menschen, meiner Angst, meiner Liebe und so etwas Göttlichem näher gebracht. Ich bin über mich hinaus gewachsen, habe geweint, geschrien, gehofft, gebetet, gezittert, geschwiegen, geschrieben, geredet, gefeiert – selten war ich bei alledem so hellwach.
Vielleicht haben die „Götter in Weiß“ das ein bisschen gewusst. I don’t know. Nachträglich glaube ich, dass ihre Blicke genau das Unsagbare zu sagen versuchten: „Hey, da kommt was auf Euch zu. Zieht Euch warm an, freut Euch auf ein gleichzeitiges Gebrochen-werden und Gesegnet-sein!“
Es ist nun auch egal. Wir wissen welch großer Segen dieses Kind für uns ist.
Hauptsache geliebt …
wurde zu unserer Rilke-Interpretation „alles zu leben“, zu lieben was ist! Und – so kitschig es jetzt auch klingen mag – Amande verkörpert diese Botschaft in jedem Augenblick. Ihre riesengroßen Kulleraugen sind randvoll mit Liebe. Sie spricht mit einem Augenaufschlag. Sie ist in jedem Moment da. Sie leidet nicht, sie geht tapfer in jeden neuen Moment, geht durch den Schmerz und kehrt zum Lächeln zurück. Pure Freude strahlt aus diesem kleinen Menschenwesen. Ein großes JA zu dem was ist, ohne Frage!
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