Schlager erzählen etwas über die Zeit. Keine großen Errungenschaften der Philosophie, aber was Udo Jürgens da 1984 mit seiner Tochter im Duett auf die Bühne brachte, kann was. Der Titel reicht mir für diese Gedanken zum Jahresende, denn ich wünsch Dir/Euch auch viel „Liebe ohne Leiden!“
Udo entlässt seine Tochter Jenny mit dem Song in die Erwachsenenwelt, verpackt die guten Wünsche zwischen eine eingängige Melodie. Zwischendurch reichlich Dü-dü-dü-dü-dü. Dü-düüüü.
Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden
Und eine Hand, die deine hält
Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden
Und dass dir nie die Hoffnung fehlt
Es muss doch einen Weg geben, nicht im Leid zu versinken. Das war 2023 unsere leise Ahnung, als man uns mit medizinischen Begriffen und Wahrscheinlichkeiten bezüglich der Erkrankungen unserer Tochter konfrontierte. Aus der Ahnung wurde ein festes Vorhaben, schließlich eine neue Sichtweise auf das Leben, unser Weg. Und ein Jahr 2024, das reich an Liebe war, obwohl das „Leidpotenzial“, wenn es so etwas gibt, riesengroß erscheinen könnte.
„Wir müssen die Dinge nicht mögen, sie zu lieben reicht völlig aus!„
Auf den ersten Blick ein irrwitziger Satz, den ich – etwas frei zitiert – von der School of Life oder Byron Katie hörte. Wir sollen also wahlweise eine Krankheit oder einen gemeinen Menschen lieben, ohne zu mögen. Puh. Die Sache scheint groß, passt nicht ins gängige Konzept. Meist oder immer lieben wir das, was wir mögen. Anders liebt es sich schwierig. Aber könnte es denn einfach sein, wenn man nichts Geringeres als das Leiden hinter sich lassen will?
Unsere Übungsfelder waren nennenswert: zahlreiche Klinikaufenthalte, eine richtig große und ein paar kleine OPs bei unserer Tochter, Intensivmedizin, ein Verschlucknotfall zu Hause mit Reanimation, kein Urlaub und sowieso viele schlaflose Nächte. Im Sommer noch Angriffe und Beleidigungen im Netz, wegen meinen Äußerungen gegen Rassismus, für Vielfalt und Frieden. Menschen, die sich von uns abgewendet haben. Ein paar dicke Herausforderungen im Job und zuletzt noch mal schnell mit Rettungswagen wieder ins Krankenhaus – an Weihnachten und über Silvester. Das muss man alles nicht mögen, oder? Ne, aber wir können:
Lieben, was ist!
Wenn uns jemand fragt, wie wir das eigentlich alles aushalten, dann müssen wir die Frage korrigieren. Denn wir halten das nicht aus! Eine Aushaltetechnik eignet sich nur bedingt, in unserem Falle wahrscheinlich gar nicht. Zu groß würde sich das Leid in uns ansammeln und uns von innen auffressen. Liebe ist wirklich der einzige Weg. Hindurch.
Du musst es nicht mögen. Liebe reicht. Und in diesem Sinne gehen wir fest entschlossen in jedes Ereignis voller Liebe, begehen es so liebevoll es uns in dem Moment möglich ist. Die kleine Amande in Liebe zu begleiten, das ist nur machbar, wenn wir unser Drama abschreiben, uns keine unnötigen Geschichten erzählen, wie es eigentlich sein sollte, was sie und wir verpassen, was noch alles Schlimmes kommen kann usw. Damit stünden wir auf Kriegsfuß mit der Realität und könnten sie folglich nicht mit voller Kraft mitgestalten. Wenn wir in jedem Moment neu annehmen, was ist, dann können wir das bestmögliche dazutun. In Liebe einen Kaffee aus dem Krankenhausautomaten zapfen oder ihre kleine Hand halten, während ihr zum hundertsten Male Blut abgenommen werden muss. Oder mit Liebe (in Form von Mitgefühl) auf die Menschen schauen, die sich abwenden.
Ich sage es Euch: Ohne Liebe geht es nicht! Und Liebe fließt nur ohne Leiden. Gegen Schmerzen sind mehrere Kräuter gewachsen, gegen das Leid nur die Liebe! Mensch, das klingt schnulzig, wie von Udo Jürgens. Oder nach der größten Wahrheit, die der Mensch je erkennen konnte:
Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber am größten von ihnen ist die Liebe.
1. Kor 13,13
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Mechthild Schmees
Welch eine Größe ! Einen besseren Vater kann man sich als Kind nicht wünschen! Für mich war in der Bewältigung einer schweren Krankheit immer […] Read MoreWelch eine Größe ! Einen besseren Vater kann man sich als Kind nicht wünschen! Für mich war in der Bewältigung einer schweren Krankheit immer eine große Hilfe zu wissen: In einer Situation, die du nicht ändern kannst, kannst du aber deine Einstellung dazu ändern! Du kannst in Selbstmitleid versinken oder nach Wegen suchen, mit dem Unabänderlichen besser umgehen zu können. Bei euch sehe ich die Wirksamkeit dieses Grundsatzes bestätigt. Er stammt übrigens von Viktor Frankl. Sein Buch Trotzdem ja sagen zum Leben, kann ich unbedingt empfehlen! Read Less
Juliane
Ihr seid großartig! Love is the Power! Always! Und was für ein Segen, dass ihr die Work kennen gelernt habt! Ich weiß nicht, wie man […] Read MoreIhr seid großartig! Love is the Power! Always! Und was für ein Segen, dass ihr die Work kennen gelernt habt! Ich weiß nicht, wie man sonst mit all dem umgehen kann. Glaubenssatz für Glaubenssatz zurück ins Herz, zurück zur Liebe! Alles Liebe für euch und ganz viel Kraft für jeden weiteren Glaubenssatz.! 💕 Read Less