Unser Kopf hat selten eine Pause. Unentwegt spricht eine Stimme aus dem Off zu mir (damit bin ich hoffentlich nicht alleine!?). Das scheint erst einmal recht gut zu sein, immerhin bin ich dann ja „bei Verstand“. Nur genauer betrachtet, ist diese Aktivität nicht immer sonderlich positiv. Sie bewertet, grübelt und sorgt sich gerne. Nicht selten werden dabei Gedanken hin und her gewälzt, drehen sich im Kreis oder einer Spirale.
Manchmal ist mir das eindeutig zu viel. Ich bin deshalb schon eine Weile auf der Suche, wie man es wohl ändern kann. Meditationen sind sicher eine gute Option, erfordern aber Geduld. Schwierig, sagt mein Kopf direkt. Abgesehen davon, dass ich sehr schnell einschlafe. Was zumindest als Teilerfolg in Sachen Ruhe im Kopf gewertet werden könnte. Achtsamkeitsübungen sind da schon besser unterzubringen, verlangen aber auch viel Selbstdisziplin.
In einem anderen Zusammenhang bin ich über den Autor und Therapeuten, Klaus Bernhard gestoßen. Er arbeitet mit Techniken, die die neuronalen Verarbeitungsprozesse des menschlichen Gehirns gezielt für sich nutzen. Ohne im Detail die Erkenntnisse der Hirnforschung auszubreiten, leuchtet mir die Idee ein, uns negatives Denken abzutrainieren und das Gehirn mehr auf gutes Denken zu trainieren. Bildlich gesprochen: Die neuronale Datenautobahnen in Sachen Sorge wird baulich auf Landstraßenniveau verkleinert, während eine sechspurige Glücksdatenautobahn den Verkehr schön fließen lässt.
Abgesehen davon, dass ich das rational sehr gut nachvollziehen kann und mir die verwandten Forschungen aus dem Neuromarketing nicht fremd sind, finde ich die Idee so großartig, weil sie ein komplett alltagstaugliches Training ist. Und nicht erst irgendwann zum Erfolg führt, sondern unmittelbar viele kleine Erfolge mit sich bringt.
Beim Versuch es anders zu machen, ertappe ich mich (und andere) herrlich oft selber. Es fällt so schnell auf:
- wir sind Weltmeister im Problemeaufspüren
- wir können uns so hervorragend aufregen, über alles und jeden
- wir finden jedes kleinste Haar in der Suppe
- wir machen uns Sorgen über Dinge, die eigentlich nie eintreten
- usw.
Doch wie gut sind wir darin:
- Menschen zu loben, groß zu machen, zu feiern
- Erfolgsgeschichten zu erzählen
- Schöne Worte zu schreiben
- Dankbarkeit auszudrücken
- uns zusammen zu freuen
- usw.
Nicht falsch verstehen. Es geht hier nicht um plumpe Schönfärberei. Es geht um die Frage, wo unser Fokus liegt und worauf wir ihn lenken. Was trainieren wir, wofür schärfen wir unseren Blick? Unser Kopf hört so schnell nicht auf zu denken, aber ich kann die Richtung bestimmen. Eine Frage reicht. Wenn wir uns eine Frage stellen, rennt der Verstand los und arbeitet sich an ihr ab. Einfach mal ausprobieren – am besten mit einer positiven. Wir haben es also in der Hand, wir sind unserem Kopf nicht einfach so ausgesetzt. Wäre doch auch eine komische Erfindung, es ist ja unser Kopf.
Natürlich funktioniert es praktisch nicht, Kinder den ganzen Tag zu loben (soll auch nicht gut sein :-) und den Mitarbeitern oder Lieferanten nur zu erzählen, dass sie ach so toll sind, wenn es auch konkrete und berechtigte Kritikpunkte gibt. Eine gesunde Mitte ist doch schon Mühe genug und würde Wunder bewirken, davon bin ich fest überzeugt.
Und ich höre die gut durchtrainierte kritische Stimme meiner Unternehmerkollegen, als wäre es meine eigene: „Ich würde mich ja gerne zu mehr positiven Themen äußern und um schöne Sachen kümmern, wenn es nur welche gäbe.“ Tja, Huhn oder Ei? Bitte in diesem Falle den Kopf unbedingt erst einmal mit den Themen Spiegelgesetz, Spiegelneuronen und Selbsterfüllende Prophezeiung beschäftigen, dann hat er erst einmal was zu tun.
Unterm Strich: Mir tut es gut, positive Gedanken zu trainieren. Und ich glaube, dass viele Menschen sich davon anstecken lassen. So lassen sich gute Ergebnisse produzieren und vermehren.
PS: Musik kann übrigens auch viel dabei bewirken. Radikal Songs mit Rumgeheule aus der Playlist schmeißen und durch gute Sounds ersetzen. Gilt auch für die Liste Deiner Facebook-Freunde, Nachrichtenseiten usw.
Meine schöne Tasse aus dem Artikelbild gibt es übrigens hier:
1 comment(s)
Andre Kuhn
Ein sehr schöner Artikel, volle Zustimmung!! An manchen Tagen und Wochen ist es fast unmenschlich schwer, noch das Positive im Blick zu halten, aber es […] Read MoreEin sehr schöner Artikel, volle Zustimmung!! An manchen Tagen und Wochen ist es fast unmenschlich schwer, noch das Positive im Blick zu halten, aber es lohnt sich und ja! Es lässt sich trainieren! Jeder Mensch hat die Wahl, sein Lebensglück so ein Stück weit zu verbessern. Danke für die Anregung. Read Less