Das Leben ist wie ein Kunstwerk. Was nach einem platten Postkartenspruch klingt, brauche ich für einen Gedankenspaziergang. Er beginnt vor einer weißen Leinwand. Wobei das nicht ganz stimmt, er beginnt eigentlich noch früher, mit einer Wahl, eher ganz vielen Wahlmöglichkeiten: Wie nutze ich meine wertvolle Freizeit? Was mache ich mit meiner Zeit? Male ich, lese ich, „netflixe“ ich oder gehe ich raus? Es gibt viele Möglichkeiten, etwas zu tun – oder auch nicht zu tun.
Die größte Hürde etwas Kreatives zu erschaffen, zum Beispiel ein Bild zu malen (oder ein Instrument zu lernen, ein Buch zu schreiben etc.), sind nicht die fehlenden Fähigkeiten. Das größte Problem liegt darin, sich dafür zu entscheiden!
Es ist eine Kunst, sich zu entscheiden. Und geht es nach Joseph Beuys, können wir uns alle glücklich schätzen: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Ist auch jeder Mensch ein „Entscheidungs-Künstler“?
Wenn es also Sinn macht, eine kreative Fähigkeit zu trainieren, dann ist es auf jeden Fall diese: Entscheidungen zu treffen! Künstler treffen immer Entscheidungen. Sie entscheiden sich bei jedem Kunstwerk für Technik, Objekt, Stil, Material, Farbe usw.
Wenn sie Grübeln und vor der weißen Leinwand keine Entscheidung treffen würden, käme nie ein Werk zustande. Erst nach gefassten Entschlüssen kommt das Experimentieren und Machen. Es gibt im Grunde keinen Flow, also keine fließende Schöpferkraft, die uns manchmal Raum und Zeit vergessen lässt, ohne eine vorherige Entscheidung.
Vielen Menschen kommt dieses wichtige Flow-Gefühl abhanden, vielleicht weil sie sich nicht trauen, sich für und zugleich auch gegen etwas zu entscheiden. Wenn wir uns einer Sache zuwenden, erklären wir zugleich gefühlten tausend Möglichkeiten eine Absage. Genau aus diesem, oft als sehr unangenehmen empfundenen Zustand heraus, kommt eine Ohnmacht. Ein Zustand, der Kreativität keinen Raum gibt. Kreativität braucht Entscheidungen!
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