Wenn Fasten die ultimative Challenge für Genießer ist, dann ist Fastenwandern die unvorstellbare Challenge für bewegungsmuffelige Genießer. Das Ganze lässt sich noch weiter steigern, wenn es als „Urlaub“ bezeichnet wird. Fastenwanderurlaub!? Klingt für den Kopf im ersten Moment so absurd wie Guantanamo-Wellnessferien oder Nordkorea-Schlemmerreise.
Anders als bei den letzten beiden Ferienvarianten, ist die negative Vorstellung zum Fastenwandern tatsächlich nur ein Hirngespinst. Der Selbstversuch erlaubt die Feststellung: Hier quält sich niemand ernsthaft. Ganz im Gegenteil.
Ich habe noch nie einen so wertvollen Urlaub gemacht. Es ist ein wahres Wunder, wie gut dem Körper und vor allem der Seele eine Pause von unserem (meist emotionalen) Vollstopfen tut.
Natürlich sind die ersten Tage eine kleine Herausforderung. Doch eher für den hungrigen Kopf. Der Körper merkt schnell, dass er nichts bekommt und bedient sich munter an seinen großzügigen Reserven. Der Darm, der sonst einen Großteil unserer zugeführten Energie gleich für seine Verdauungstätigkeit verbraucht, ist im Ruhezustand. So bleibt im Summe sogar reichlich Energie übrig. Und das merkt man.
Es ist dabei spannend zu erleben, dass wir ohne Essen, Kaffee, Zigaretten und Süßigkeiten so gut funktionieren, dass sich problemlos – und ohne jedes vorherige Konditionstraining – die mallorquinische Insel wandernd erkunden lässt. Selbst die Laune macht einem keinen Strich durch die Rechnung. Selbstverständlich darf nicht auf reichlich Flüßigkeit verzichtet werden. Und ein paar Kalorien in Form von Bio-Smoothies, Säften und dünnen Suppen gab es auch, sodass sicher keine Gefahr irgendeines Mangels entstehen konnte. Der Mangel zeigte sich eher in witziger Form. So träumte ich jede Nacht von den leckersten Kalorienbomben. Um Mitternacht also gab es auch mal einen Gyrosteller, selbstverständlich nur auf Wolke sieben.
In bester medizinischer Obhut einer sehr erfahrenen Heilpraktikerin, war gleich auch noch eine Einführung in die chinesische und japanische Medizin inbegriffen. Über die Wirksamkeit der Akupunktur brauche ich nun auch mit niemanden mehr theoretische Diskussion führen, sie war eindrucksvoll spürbar.
Natürlich weiß man am Ende nicht, was eigentlich das Wohlbefinden verantwortlich ist:
- die Entgiftung (Detox)?
- die Sonne und Meerluft?
- die Akupunktur?
- die regelmäßige Bewegung?
- das viele Trinken (basischer Tees)?
- das Kümmern um den Körper (Leberwickel, Fußbad, Ölziehen, Massage)?
- die netten Menschen um einen herum?
Aber das tut in dem Moment auch nichts mehr zur Sache, wo es einfach da ist und sich so wunderbar gut anfühlt. Und damit ist auch eine Frage beantwortet, die im Umfeld auftauchte: Braucht man das in dem Alter überhaupt schon?
Vermeintlich eine berechtigte Frage. Vielleicht verbirgt sich sogar eine weitere dahinter: Sollte man nicht in jungen Jahren eher das Gegenteil vom Verzicht suchen, gerade auf Mallorca? Abgesehen davon, dass man ja durchaus auch beides erleben kann, gibt es aber schon eine Berechtigung für einen jungen, gesunden Urlaub. In Zeiten von wachsenden Krankheitsstatistiken, dem Wissen über das Zusammenspiel von Körper und Seele, den steigenden Anforderungen im Job, den unzähligen Ausfällen durch Burnout und Co., ist es vielleicht wirklich sinnvoll die Urlaubstage auch mal für einen Kraftschub zu nutzen.
Wer mehr erfahren will:
1 comment(s)
Janna
Wunderbar auf den Punkt! Bin selbst gerade zum zweiten Mal dort gewesen!